Die dem heiligen Kastulus, dem Patron der Wirte geweihte Kirche gehört sicherlich zu den ältesten sakralen Bauwerken des Landkreises Ebersberg. Exakt urkundlich lässt sich das Datum der Erstellung nicht festlegen, nach fachkundlichen Schätzungen wurde dieses mit quaderförmigen Tuffsteinen gemauerte Gotteshaus in der Zeit der Spätromanik etwa um das Jahr 1250 erstellt. Damit weist sie in etwa das gleiche Alter wie das ebenfalls spätromanische St. Georgskirchlein von Taglaching auf. In das einschiffige Bauwerk ist ein quadratischer Chor eingezogen. Im Chor befindet sich ein Kreuzgewölbe mit 16 Rippen, in der Ostseite ist noch ein kleines romanisches Rundbogenfenster zu sehen.
Die sehr massiven Tuffquader – die Mauerstärke beträgt ca. einen Meter – stammen sicherlich aus den unterhalb von Pullenhofen an der linken Uferseite der Moosach gelegenen Tuffsteinbrüchen. Diese Steinbrüche lieferten noch vor circa 30 Jahren wertvolles Baumaterial.
Besonders stark war der Abbau 1934/35, als manch voller Waggon den Moosacher Bahnhof in Richtung München verließ, wo die Steine zum Bau der neuen Ludwigsbrücke verwendet wurden.
In der Zeit des Barock erfuhr die Kirche einige wesentliche Veränderungen. So erhielt sie damals den heute noch vorhandenen Zwiebelturm und eine neue Innenausstattung. Der für diese Zeit schlichte, im bäuerlichen Stil gehaltene Altar geht auf diese Zeit zurück, er dürfte ungefähr um 1650 entstanden sein. In der Mitte dieses Altars, in einer Rundbogennische steht der Kirchenpatron, der heilige Kastulus in fürstlichem Gewand, in seiner rechten Hand hält er eine Lanze mit Wimpel, in seiner linken Schwert und Schild. Links im zur Seite steht der heilige Leonhard mit dem Abtstab und der Kette, rechts der heilige Florian mit dem Wasserkübel und der Fahne. Über der Figur des heiligen Kastulus ist in einem runden Medaillon Maria mit dem Kind abgebildet, flankiert von zwei Engeln.
In der Zeit der Säkularisation sollte diese Kirche das selbe Schicksal erfahren wie so viele sakrale Bauwerke, sie war zur Demolation, d.h. zum Abbruch bestimmt. Und auch hier blieb ihr dieses Schicksal so, wie an manch anderen Orten auch, erspart. Der damalige Pfarrer der Pfarrei Bruck Johann Baptist Rottenfußer schreibt im Jahre 1818 folgendes dazu: „Im Jahre 1806 wurde das Filialkirchlein als entbehrlich erklärt und zur Demolation bestimmt, ist aber im Jahr 1815 von der dortigen Gemeinde zur Privatandacht erkauft worden und steht also noch, wird aber darin weder ein Gottesdienst gehalten, noch eine Meß mehr gelesen, weil sie sehr baufällig ist.“
Die Dorfgemeinschaft = Gemeinde hatte damals die Kirche für 28 Gulden gekauft und diese somit vor dem Abbruch gerettet.
Der Eingang der Kirche befindet sich auf der Nordseite, über der Eingangstür ist eine Nische angebracht mit einer Darstellung des hl. Kastulus. Hier steht jedoch nicht mehr die echte, sehr ansprechende und auch wertvolle Figur aus der Zeit der Spätgotik ( um 1500), sondern lediglich eine Kopie. Die echte Figur fiel im Jahre 1916 Räubern zum Opfer.
Die Kirche befindet sich derzeit in keinem besonders guten Zustand und bedarf einer dringenden Restaurierung. Nachdem aufgrund einer Gesetzesänderung durch die NSDAP im Jahre 1935 die Ortskirchen und deren Vermögen den politischen Gemeinden zugesprochen wurden, ist seit diesem Zeitpunkt die Gemeinde für die Erhaltung zuständig. Die Gemeinde Bruck als verantwortliche Stelle hat sich diesbezüglich mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung gesetzt. Laut Gemeinderatsbeschluss wird nun ein Architekt beauftragt, das Ausmaß des Schadens festzustellen, die zur Behebung notwendigen Sanierungsmaßnahmen vorzuschlagen und die Kosten zu schätzen. Erst dann kann mit dem Landesamt für Denkmalpflege über die Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen verhandelt werden.
Quelle: Hans Huber, Pullenhofen